Welche Stakeholder agieren mit Blockchain-Anwendungen in Wertschöpfungsnetzwerken

Im Rahmen wirtschaftswissenschaftlicher Überlegungen und Software-Anwendungen spielen die Stakeholder, also die beteiligten Akteure, ein immer stärker werdende Rolle. Besonders in der strategischen Managementlehre hat sich dabei das Feld des Stakeholder-Managements etabliert, welches maßgeblich durch die Stakeholder Theorie nach Freemann (1984) geprägt wurde (Freeman et al., 2010). Freemann definiert Stakeholder dabei als „any group or individual who can affect or is affected by the achievement of the organization’s objectives“ (Freeman, 1984). Der Einfluss und die zugrundeliegenden Ansprüche lassen sich demnach durch die Beiträge der Stakeholder materieller und immaterieller Natur zur Wertschöpfung begründen. Im Kontext des strategischen Managements von Unternehmen sichert dies langfristig den Fortbestand und die Marktposition des Unternehmens (Freeman et al., 2010). Im Rahmen des Projektes PimKoWe werden vor allem die möglichen Stakeholder eine Blockchain-Anwendung in Wertschöpfungsnetzwerken untersucht und deren Einfluss und Ansprüche an eine funktionierende Anwendung analysiert. Dabei konnten zwölf unterschiedliche Stakeholder in sieben Gruppen identifiziert werden.

Besonders häufig wird der User als Stakeholder angeführt, welcher als unspezifischer Akteur die Blockchain nutzt, indem er Transaktionen erstellt bzw. verursacht (Ellervee et al., 2017; Xu et al., 2019). Dabei ist seine genaue Absicht oder Intention die Blockchain zu nutzen, zunächst unklar. Einigen Quellen gehen jedoch näher auf den User ein und spezifizieren beispielsweise Investoren, Lieferanten, Händler oder Kunden als menschliche Akteure mit einer zugrundeliegenden Intention die Blockchain-Technologie zu nutzen. Beispielsweise möchte ein Kunde Informationen über den Zustand eines Produktes erhalten, welches für ihn von Interesse ist.

Um mit einer Blockchain-Anwendung interagieren zu können, nutzen User sogenannte Clients und Devices, um auf die Anwendung oder die Blockchain selbst zuzugreifen (Ellervee et al., 2017; López und Farooq, 2020). Dabei wird zwischen Frontend- und Backend-Funktionalität unterschieden, auf welche in Kapitel 5.4.3.4 näher eingegangen wird.

Die bisherigen Stakeholder sind stark Nutzungsorientiert, wohingegen die Stakeholder in der vierten Gruppe den Betrieb der Blockchain sicherstellen und dabei die definitorische Dezentralität herstellen. So ist der Miner dafür zuständig, Transaktionen zu bestätigen und dezentrale Rechenleistung bereitzustellen und erhält dafür zumeist eine Provision durch das Netzwerk. Der Begriff des Miners ist vor allem im Zusammenhang mit öffentlichen Kryptowährungen bekannt, wobei Miner die Transaktionen zu Blocks zusammenfassen und ein mathematisches Rätsel lösen müssen, um ihren Block anschließend an die aktuell längste Kette von Blocks anzuhängen. Miner stellen somit die Dezentralität sicher und sind ein kritischer Faktor im Betrieb einer Blockchain. In einigen Fällen werden diese Aufgaben jedoch auch separat von Validator, Block Generator und Verifier bearbeitet. Meistens werden die Begriffe jedoch synonym verwendet.

Neben dem Betrieb der Blockchain, sind auch Stakeholder zum Betrieb der eigentlichen Anwendung notwendig. Blockchainbasierte Anwendungen werden dabei von Architekten, Software-Designern und Programmierern erstellt und durch einen Service Provider und/oder einen Plattform- bzw. Netzwerkbetreiber zur Verfügung gestellt.

Ein weiterer Stakeholder, welcher bei der Konzeption von Blockchain-Anwendungen berücksichtigt werden muss, ist ein externer Angreifer, welcher dem Netzwerk schaden möchte. Eine besondere Relevanz hat in PoW-basierten Netzwerken dabei die sogenannte 51%-Attacke. Dabei versuchen die Angreife die Mehrheit der Knoten im Netzwerk zu kontrollieren und sind dadurch in der Lage, Double Spends[1] durchzuführen oder Transaktionen rückgängig zu machen. Diese Problematik beruht auf dem Byzantinischen Fehler, welcher von Lamport et al. (1982) ausführlich untersucht und beschrieben wurde. Ein Angreifer kann auch veränderter Clients oder Devices nutzen, um einen ehrlichen User zu betrügen.

Zuletzt gibt es auch in einer dezentralen Struktur wie einem Blockchain-Netzwerk regulatorische und neutrale Stakeholder. Zum einen sind hier Regulatoren zu nennen, die die rechtlichen Rahmenbedingungen von Blockchain-Anwendungen festlegen. Das sind beispielsweise Legislativen, Judikativen oder andere regierungsnahe Organisationen wie z. B. eine Zentralbank.  Andererseits kann auch eine Corporate Governance in einem Unternehmen regulatorische Rahmenbedingungen zum Betrieb von Software festlegen und somit als Regulator auftreten. Neben Regulatoren sind auch in wenigen Fällen Schiedsrichter (engl. Arbitrator) zu finden, die als eine Art Treuhänder fungieren und dabei Personen oder Programme sein können (Xu et al., 2019)

[1] Das sogenannte Double Spending bezeichnet die doppelte Ausgabe einer gleichen Einheit einer Kryptowährung.

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